Sonntag, 13. August 2017

Regulärer Zufall.

aus Die Presse, Wien,


 
Schimpansen können "Schere, Stein, Papier" lernen
Die Tiere brauchen zwar weit länger als Kindergartenkinder zum Lernen, doch auch die Menschenaffen meistern das Spiel - wohlgemerkt nach 307 Versuchen.

Auch Schimpansen können das Spiel "Schere, Stein, Papier" lernen. Ungeachtet von Alter oder Geschlecht begreift der nächste Verwandte des Menschen den kreuzweisen Zusammenhang der Handsymbole, ergab eine Studie unter Leitung von Jie Gao von der Kyoto Universität und der Peking Universität.

Die Tiere brauchten zwar weit länger als Kindergartenkinder zum Lernen, meisterten das Spiel am Ende aber ähnlich gut, berichten die Forscher im Fachjournal "Primaten". In dem Spiel schlägt das Symbol für Schere das Papier, das sich schneiden lässt, wickelt das Papier den Stein ein und macht der Stein die Schere stumpf. Kein Element hat damit einen gleichbleibenden Wert. Diese nicht-linearen Zusammenhänge zu erkennen, erfordert fortgeschrittene geistige Fähigkeiten und hilft, komplexe Beziehungen und Probleme zu lösen sowie bekanntes Wissen zu ergänzen.

An dem Versuch hatten sieben Schimpansen im Forschungszentrum für Primaten an der Kyoto Universität teilgenommen. In einer Box wurden sie trainiert, auf einem Computer-Touchscreen die jeweils stärkere Option auszuwählen - angefangen mit Papier und Stein, dann Stein und Schere und schließlich die Kombination von Schere und Papier.

Leistung von Schimpansen mit der Vierjähriger vergleichbar
Sobald sie die Bedeutung erfasst hatten, wurden ihnen die Paare in zufälliger Abfolge präsentiert. Fünf der sieben Schimpansen erfüllten die Aufgabe nach durchschnittlich 307 Sitzungen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Affen wiederkehrende Muster erlernen können. Allerdings brauchten sie bedeutend länger, um auch noch die dritte Option mit Schere und Papier zu begreifen und damit die Komplexität abzurunden.

Den Lernprozess verglichen die Wissenschafter mit 38 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Kinder hatten wenig Probleme, das Spiel zu begreifen. Es gelang ihnen durchschnittlich in fünf Sitzungen, wobei es altersabhängig deutliche Unterschiede gab. Je älter die Kinder waren, umso genauer wurden sie. Die Kinder, die über vier Jahre alt waren, spielten überlegter und weniger auf Glück setzend.

"Das zeigt, dass Kinder im Alter von etwa vier Jahren die Fähigkeit erwerben, wiederkehrende Beziehungen zu erlernen und kreuzweise Problemmuster aufzulösen", erklärte Gao. Die Leistung der Schimpansen lasse sich mit der Vierjähriger vergleichen.
(APA/dpa)


Nota. - Die Meldung selbst ist, nach allem, was wir über tierische Intelligenz inzwischen wissen, nicht mehr überraschend. Bemerkenswert sind aber die 307 Versuche. Ohne Labor und Verhaltensforscher hätten die Affen sie nicht unternommen. Es mögen in jedem Individuum viele verborgene Reserven schlummern. Die müssen aber die Gelegenheit finden, sich zu aktualisieren. Manchmal reicht ein Zufall. In diesem Ex- periment mussten es 307 "Zufälle" sein, die von menschlicher Intelligenz vorausgeplant waren.
JE 


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