Mittwoch, 18. Januar 2017

Hat das Wissen Grenzen?


(Bild: Reto Althaus / NZZ)  
aus nzz.ch, 5.1.2017, 08:00 Uhr
Mysterianismus 
Unsere Grenze  
Manchmal scheint es, als seien dem Erkenntnisvermögen des Menschen keine Grenzen gesetzt. Aber die Mysterianer mahnen zu Bedacht – und gründen ihre Argumente
auf die Evidenz der Evolution. 

von Nicholas G. Carr 

Die NZZ hat mir rückwirkend die Verbreitung ihrer Inhalte untersagt. Ich werde sie nach und nach von meinen Blogs löschen 
Jochen Ebmeier


Nota. - Das Wissen hat Grenzen: das, was wissbar ist. Wissen als Zeitwort wissen ist unbegrenzt. Es ist das tätige Verhalten zu allem, was mir begegnet. Wie könnte das eine Grenze haben? 

Was heißt wissen? Es heißt, etwas Unbestimmtes ein wenig bestimmter machen. Unbestimmt - das sind die Reize, die unsere Sinneszellen an ihre Supervisoren im Gehirn, die Neuronen, melden. Diese Sinnesdaten zusammenführen und mit einer Bedeutung ausstatten heißt bestimmen. Und was ist eine Bedeutung? Be- deutung ist dasjenige an einem Ding, was mich veranlassen kann, mein Verhalten so oder so zu... bestim- men, nämlich auf einen Zweck zu richten. Die Zwecke muss ich mir freilich selber setzen.

Wie könnte ich damit je zu einem Ende kommen? Nicht nur begegnen an allen Ecken nund Enden neue Dinge, sondern an den bekannten Dingen bemerke ich immer wieder 'Merkmale', die es noch zu bestimmen gilt. Aber das ist trivial. Entscheidend ist, dass ich, wenn ich es sol will, meine Zwecke ändern kann. Das Bestimmen ist ohne Ende. 

Denn ein Ende wäre noch nicht, wenn ich alle Dinge so genau bestimmt hätte, dass ich nichts mehr hinzu- fügen kann: wenn alle seine Zwecke restlos erfüllt sind. Ein Ende wäre, wenn ich einen allerletzten Zweck wie einen Spatz in meiner Hand hielte und nicht sehnsüchtig betrachten müsste wie eine Taube auf dem Dach. Doch damit soll es wohl noch eine gute Weile haben.


Nota II. - Selbstverständlich ist nichts, was in der Natur vorkommt, für uns restlos verstehbar. Wenn ich unter Verstehen die Einsicht in eine allerletzte Ursache 'verstehe'. Wenn es eine allerletzte nicht gibt, gibt es keine Ursache. Wenn es eine allerletze gibt, gehört sie nicht mehr zur Natur, die unserer Vorstellung nach etwas Hervorgebrachtes ist. Die allerletzte müsste also ein übernatürlich Hervorbringer sein. 

Und das ist ja der Gedanke, den sie uns immer zumuten wollen, weil sich die Menschen das "immer schon so gedacht" haben. Warum? Weil es der Erfahrung entspricht, die ihre Gattung seit ihrem ersten Auftreten schon immer gemacht hat: keine Folge ohne einen Verursacher, der sie bewirkt. Wenn es eine Vorstellung gibt, von der wir in Wirklichkeit niemals abstrahieren können, dann ist es die. Das ist Grenze, die die Evolution unserem Verstehen gezogen hat.
JE



 

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