Donnerstag, 23. Oktober 2014

Evolution rückwärts.

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aus derStandard.at,

Evolution macht einen Schritt "zurück"
Die Passionsblume machte die evolutionären Anpassungen der Blütenröhren wieder rückgängig



München - Evolutionäre Anpassungen entstehen aus Gründen wie Fortpflanzungsvorteilen oder besseren Überlebenschancen. Die Anpassungen können morphologische Besonderheiten oder besondere Verhaltensweisen sein. Ein Beispiel sind die Tacsonia-Arten unter den Passionsblumen: Diese blühen in einer Höhe von 1.700 bis 4.000 Metern der südamerikanischen Anden. In dieser Höhe leben auch die Schwertschnabelkolibris (Ensifera ensifera).
    Eng verbunden

    Die wunderschönen Blüten der Passionsblume sind hochspezialisiert und können nur vom Schwertschnabelkolibri bestäubt werden. Dessen Schnabel ist 11 Zentimeter lang und kann so den Nektar der Blüte, der 6 bis 14 cm weit unten ist, erreichen. Während der Kolibri den Nektar schleckt, bleiben die Pollenkörner am Kopf kleben, und so bestäubt der Vogel die nächste Passionsblume.

    Eine potenzielle Gefahr dieser engen Symbiose ist, dass die beiden Arten auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind: Wenn der Kolibri die Region verlässt oder ausstirbt, könnte die Passionsblume ebenfalls aussterben. Doch es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma, wie die Universität München berichtet.

    Münchner Biologen entdeckten nämlich, dass evolutionäre Spezialisierungen der Blütenform auch wieder "rückgängig gemacht" werden können. 13 der 43 Arten der Unterfamilie Tacsonia entwickelten eine kürzere Blütenröhre und können von kurzschnabeligen Kolibris und teilweise von Fledermäusen bestäubt werden. Außerdem tauschten die Blüten die rote Farbe, welche für Kolibris sehr anziehend ist, gegen eine weiße oder grünliche Farbe, welche für Fledermäuse gut sichtbar ist. Die Studie wurde im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlicht.

    "Keine Einbahnstraße"

    Alle Arten der Passionsblume stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Die Entwicklung der langen Blütenröhre begann vor 11 Millionen Jahren. Die Unterarten mit kurzen Blütenröhren haben sich erst in den letzten zwei bis vier Millionen Jahre entwickelt. Diese Zeitspanne ist für die Evolution relativ kurz.

    "Solche Spezialisierungen brauchen Zeit, deshalb herrschte lange die Meinung vor, dass sie im Lauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung nur weiter ausgebaut, aber nicht zurückgefahren werden", erklärte die Münchner Biologin Susanne Renner. Diese Studie beweise, dass die Evolution keine Einbahnstraße ist. 


    Abstract
    Proceedings of the Royal Society B: "Escape from extreme specialization: passionflowers, bats and the sword-billed hummingbird"


    Nota. - Was daran interessant ist? Dies: In der Biologie gibt es (u. a.) das Dogma, dass eine evolutionär einmal erreichte Spezialisierung einer Gattung nicht wieder umkehrbar sei - es sei denn in der mittelbaren Weise der Neotenie, wo gattungsgeschichtlich erworbene Eigenschaften dadurch unterdrückt werden, dass die Ausreifung der Individuen gehemmt wird. Das spektakulärste Beispiel dafür ist der Mensch, in dessen Gattungsgeschichte spezifisch kindliche Eigenarten immer stärker in den Vordergrund treten, sowohl morphologisch als charakterlich. - Nun erfahren wir, dass es auch auf diesem Gebiet ein Gesetz nicht gibt.
    JE

     

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