Samstag, 14. September 2013

Wissenschaft kennt keine Grenzen.

aus NZZ, 14. 9. 2013                                                              Maria Reinfeld, pixelio.de


Ein Hoch auf das Abwegige

Verleihung der Ig-Nobelpreise an der Harvard University

Der Ig-Nobelpreis gilt als satirisches Gegenstück zum richtigen Nobelpreis. Auch dieses Jahr gab es an der Harvard University wieder Anlass zum Lachen und Nachdenken. 

Spe. · Für einen Wissenschafter gibt es nichts Grösseres, als «ein Ticket nach Stockholm» zu gewinnen, in die Stadt, wo die Nobelpreise verliehen werden. Es soll allerdings Forscher geben, die es vorziehen, an die Harvard University in Massachusetts eingeladen zu werden. Der Ig-Nobelpreis, der ihnen dort verliehen wird, ist zwar nicht ganz so nobel wie der «echte». Manche empfinden ihn gar als schmachvoll («ignoble»). Dafür erwartet die Preisträger dort ein Happening, an dem es sehr viel lebhafter zugeht als in Stockholm. Der Ig-Nobelpreis wird für wissenschaftliche Leistungen verliehen, die «zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken anregen».

Zum Lachen gab es auch bei der inzwischen 23. Preisverleihung am Donnerstag wieder reichlich - etwa über eine Arbeit, die Psychologen im vergangenen Jahr im «British Journal of Psychology» veröffentlicht hatten. Durch ein Experiment konnten sie beweisen, dass Menschen, die sich für betrunken halten, auch denken, sie seien attraktiv. Den Physik-Preis gab es für eine Entdeckung, deren praktischer Nutzen nicht unmittelbar auf der Hand liegt. Demnach sollten Astronauten auf dem Mond in der Lage sein, über Wasser zu laufen. Der Grund dafür ist die geringere Anziehungskraft.

Nur ein der Physik Unkundige würde einwenden, dass es auf dem Mond ja gar keine stehenden Gewässer gibt. Sehr viel realitätsnaher ist da die Entdeckung, für die es den Preis für Wahrscheinlichkeit gab. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kuh aufsteht, so haben Forscher herausgefunden, ist umso grösser, je länger die Kuh bereits liegt. Wann sie sich wieder hinlegt, ist aber schwer vorherzusagen.

Dafür, dass beim Ig-Nobelpreis das Nachdenken nicht zu kurz kommt, sorgt in diesem Jahr der weissrussische Präsident Lukaschenko. Für das Verbot, in der Öffentlichkeit zu applaudieren, erhielt er den Friedenspreis. Den teilt er sich mit seiner Polizei, die einen Einarmigen wegen Klatschens inhaftierte.

Wer meint, die Träger des Ig-Nobelpreises seien keine ernsthaften Forscher, liegt übrigens falsch. Für die Demonstration, dass man Frösche mit einem starken Magnetfeld zum Schweben bringen kann, erhielt der Brite Andre Geim im Jahr 2000 den Ig-Nobelpreis. Zehn Jahre später folgte das Ticket nach Stockholm.


Nota.

Wissenschaftlich betrachten lässt sich alles. Das bedeutet noch lange nicht, dass sich aus allem eine Wissenschaft machen ließe.
J.E.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen